Für eine interreligiöse Allianz gegen Extremismus und Terrorismus!

hands-1445472_1280Und wieder ein Anschlag mit Zig Toten, zu denen sich eine extremistisch-islamistische Gruppierung bekannt hat. Ob bei Charlie Hebdo, Bataclan, dem Istanbul Flughafen oder Sri Lanka, schnell ist die Ursache klar: „Der Islam“. Die Gemüter in den sozialen Netzwerken sind zurecht erhitzt, doch sollten wir uns auch sachlich damit beschäftigen, wie wir in Zukunft gegen Terroristen und vor allem deren Ideologie vorgehen können.

Eine wirksame Waffe gegen extremistischen Ideologen sind interreligiöser Dialog und eine interkonfessionelle Allianz aus Juden, Muslimen, Christen und Nichtglaubenden. Für viele mag dies zunächst wie realitätsfernes „Gutmenschen“-Gerede wirken, doch steckt dahinter eine konkrete Überlegung nach intensiver Beschäftigung mit Islamismus und Dschihadismus und deren ideologischen Strippenziehern.

Zunächst ist anzumerken, dass die gewalttätige Ideologie des Dschihadismus, der al-Qaida, IS und andere Gruppierungen angehören eindeutig eine Pervertierung der traditionellen islamischen Lehren sind. (Dazu aber ausführlicher hier). Während religiösen Minderheiten im traditionellen islamischen Recht stets eine Art Schutzstatus zukam, werden fundamentale Rechtsgrundsätze von Dschihadisten über Bord geworfen und ebenfalls islamrechtlich geschützte Gotteshäuser und Menschen zu Freiwild erklärt. Die Reaktion der Nichtmuslime nach einem solchen Akt der Barbarei ist dabei Teil eines perfiden Plans extremistisch-islamistischer Ideologen.

Abu Mus’ab al-Suri als Theoretiker einer Polarisierung

2004/2005 schrieb der al-Qaida-Theoretiker Abu Mus’ab al-Suri ein 1600 Seiten umfassendes Werk „Der Ruf zum global-islamischen Widerstand“ (Da’wat al-muqawamah al-islamiyyah al-´alamiyyah), in dem er beschrieb, dass al-Qaida die Mehrheit der Muslime niemals hinter sich versammeln könne, da diese deren Ideologie nicht teilen. Er beklagt sinngemäß eine „Verwestlichung der Muslime“. Dabei könne nur eine Polarisierung zwischen „dem Westen“ und Muslimen im Allgemeinen helfen. Diese Polarisierung solle mit Gewalt erreicht werden und zwar nicht nur mit großen Anschlägen, sondern gerade durch sogenannte „Lonely Wulf“-Attacken. Das heißt, Einzeltäter sollen mit Messern auf Menschen losgehen, um sich schießen, Transporter in Menschenmengen steuern etc. Jeder Nichtmuslim soll das Gefühl bekommen, dass es ihn zu jeder Zeit an jedem Ort, auch in seinem kleinen Dorf, treffen könne.

Muslime unter Generalverdacht als Teil der Strategie von al-Qaida und IS

Als Reaktion darauf erhoffen sich al-Suri und al-Qaida, dass Muslime unter einen Generalverdacht gestellt werden und eine immer massiver werdende Diskriminierung eintritt. Die Polarisierung soll immer gewalttätiger werden, damit letztendlich mehr Muslime etwas mit der Ideologie von al-Qaida anfangen können. Das Strategiepapier geht inzwischen teilweise auf. Der Terrorismus wird sehr häufig als „Islamproblem“ im Allgemeinen betrachtet und die Gewalt als logische Konsequenz des Islam an sich wahrgenommen. Vertreter der Neuen Rechten beschreiben pseudojuristisch inzwischen z.B. bei PI-News, wie man ALLE Muslime als „psychisch krank“ einstufen und internieren könnte. Die Identitäre Bewegung zielt mit ihrer „kulturellen“ Apartheidsideologie genau in diese Richtung und auch die AfD stellte im Bundestag den Antrag, den Islam an sich zu verbieten. Für viele mag gerade letztere vermeintliche „Islamkritik“ lange ersehnt gewesen sein, doch die Pauschalisierung hier ist defacto bei den Strategen von al-Qaida als erwünscht formuliert worden. Terroranschläge, wie die von Christchurch, sind dabei ein Gegenstück zum dschihadistischen Terrorismus, denn auch dieser wünschte eine Polarisierung zwischen Muslimen und Christen, sodass sich Weiße in Zukunft einer radikalen Ideologie anschließen und Muslime sich nirgendwo im „Westen“ sicher fühlen könnten.

Eine interkonfessionelle Allianz gegen religiös begründeten Extremismus

Nun sind es in den letzten zahllose dschihadistische Terroranschläge gewesen, die die Welt entsetzt haben. Reaktionen, die den Islam an sich als „gewalttätige Ideologie“ und Problem schlechthin brandmarken sind das Kalkül der Terrorstrategen und sind deren Ziel. Doch man kann auch sachlich mit dem Problem des islamistischen Terrorismus umgehen, ohne dieses kleinzureden. Dazu gehört, dass man nichts unternimmt, was diesen Terroristen und ihren Ideologen in die Hände spielt, beispielsweise eine Polarisierung hin zu „Europa vs. Islam“. Das heißt nicht, dass auch Radikalisierung innerhalb der muslimischen Community, die leider ein Fakt ist, schön- oder kleingeredet wird, sondern, dass genau diese Ideologien innerislamisch widerlegt und gesellschaftlich sanktioniert werden ohne Muslime und ihre Religion generell dafür verantwortlich zu machen. Eine interkonfessionelle Allianz aus gläubigen Juden, Muslimen und Christen gemeinsam mit Nichtglaubenden kann der Polarisierung etwas entgegensetzen, da sie die Strategie der Ideologen von al-Qaida und IS durchbricht und das genaue Gegenteil der von ihnen gewünschten Reaktion im „Westen“ darstellt. Und weil gerade das den schriftlich fixierten Theorien der Terroristen widerspricht, sollte das Ziel eine interkonfessionelle und interreligiöse Allianz gegen Terrorismus und Extremismus sein.

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